NUSSBAUM UND SEINE MYTHOLOGIE

Steckbrief 

Der Nussbaum (Juglans regia) gehört zur Gattung der Walnüsse (Juglans) innerhalb der Familie der Walnussgewächse (Juglandaceae) und ist ein Kernholzbaum. Der Nussbaum ist seit Jahrhunderten eines der begehrtesten Edelhölzer für den Möbel- und Innenausbau. Die grosse Nachfrage und das geringe Angebot haben einen hohen Preis zu Folge. Neben dem europäischen Nussbaum ist vor allem der amerikanische Nussbaum (Juglans nigra) im Handel vertreten.

Nussbaumholz ist lang- und feinfaserig, mittelhart, druckfest, zäh, biegsam und nur wenig elastisch. Es ist ein ausgesprochen schönes, lebendiges und dunkles Holz. Kein Stück gleicht dem andern, es bestehen grosse Unterschiede in Zeichnung und Form. Das im Kern leicht gestreifte Holz riecht in frischem Zustand leicht säuerlich. Es sollte sorgfältig getrocknet werden, da es zu Rissbildung neigt und stark schwindet. Es ist nicht witterungsfest.
Nussbaumholz lässt sich von Hand und maschinell gut bearbeiten, aber schlecht spalten. Es eignet sich besonders zum Dampfbiegen, lässt sich gut verleimen und kann zu einer hohen Oberflächengüte gebracht werden. Das Splintholz wird wegen seiner Unbeständigkeit meistens weggeschnitten. Beim Schleifen empfiehlt sich das Tragen einer Staubschutzmaske. Nussbaumholz ist ein gefragter Werkstoff für den Möbel- und Innenausbau. Es wird meist zu Messerfurnieren verarbeitet. Das Holz findet auch in der Drechslerei Verwendung und spielt in der Herstellung von Musikinstrumenten eine bedeutende Rolle. Wurzelstöcke und Kröpfe (Auswüchse am Stamm) dienen als Ausgangsmaterial für die wertvollen Kropf- oder Maserfurniere.
Andere Bezeichnungen/Synonyme: Echte Walnuss, Gemeiner Walnussbaum, Europäischer Nussbaum Lateinische Bezeichnung: Juglans regia. Englische Bezeichnung: European walnut

Erscheinung

Beim Nussbaumholz unterscheidet sich der graubraune bis dunkelbraune Kern deutlich vom grauweissen Splint. Die unregelmässigen, dunkelbraunen Streifen des Kernholzes werden durch den welligen Faserverlauf noch betont. Junge Bäume haben einen bedeutend grösseren Splintanteil, ältere Bäume einen breiteren Kern und einen schmalen Splint, was die Verwertung begünstigt. Das ausdrucksvoll gezeichnete Holz bildet oft einen inneren Kern aus, der sich klar vom restlichen Kernholz abhebt. Diese Eigenart ist bei italienischen Bäumen ausgeprägt; deren Holz ist hellbraun. Das Holz des Deutschen Nussbaums ist hellbraun bis dunkelbraun. Französischer Nussbaum ist blasser und gräulich, und der gerade bis wellige Faserverlauf bewirkt eine recht grobe.

 

Holzstruktur

Werden die Stämme bis zum Rindenabfall gelagert, ergibt sich eine Farbverbesserung sowie ein Farbausgleich zwischen Splint- und Kernholz. Der amerikanische Nussbaum ist meist dunkler, und seine Textur ist ruhiger. Farbe: Beigetöne, Brauntöne, Grautöne. Geruch: säuerlich

Bild: Nussbaum europäisch

Eigenschaften: Gefüge/Mikrostruktur: halbringporig; vom Früh- zum Spätholz an. Grösse abnehmend, einzeln und in kurzen radialen Gruppen

Besonderheiten: 

Die dunkle, geflammte Nussbaummaser ist besonders in der Antikschreinerei gefragt.
Herkunft: Geografische Region: Süd- und Mitteleuropa, Kleinansien, Nordafrika, Nordindien, China, USA, Argentinien, Südafrika, Australien
Gewinnung: Der ursprünglich aus dem Orient stammende Nussbaum findet sich in Südeuropa und den milden Gebieten Mitteleuropas. In der Schweiz wächst er in den Föhngebieten des Mittellandes und im Süden des Landes. Weitere Kulturen finden sich in Kleinasien, Nordafrika, Nordindien und China. Begrenzt kultiviert wird er in den USA, Argentinien, Südafrika und Australien. Der Nussbaum verträgt keinen engen Bestand und ist daher als Einzelbaum in Gärten, an Wegrändern oder als Hofbaum anzutreffen. Er bevorzugt nährstoffreiche, tiefgründige und fruchtbare Böden. Die stattlichen Bäume sind spätfrostempfindlich und erreichen eine Höhe von 30 m. Sie werden zwischen 120 und 150 Jahre alt, vereinzelt bis 600 Jahre.

Das feuchte, gelbsäurehaltige Holz verfärbt sich bei Kontakt mit Eisen schwarzblau. Fügen und Verbinden: kleben, nageln, schrauben.

Oberflächenbearbeitung

Bürsten, gravieren, laserbeschriften, polieren, sandstrahlen, schleifen. Oberflächenbehandlung: lackieren, lasieren, ölen, polieren,
wachsen. Nussbaumholz lässt sich schlecht imprägnieren, aber gut ölen, wachsen und lackieren. Durch Beizen verliert es wie andere Edelhölzer seine reizvolle Struktur.
Trennen und Subtrahieren: bohren, drehen, fräsen, hobeln, sägen, schneiden.

Trocknung und Veredelung 

Da das Holz zu Rissbildung neigt und stark schwindet, sollte es langsam getrocknet werden. Durch Dämpfen wird das Nussbaumholz ruhiger. 

Der Nussbaum in der Naturheilkunde

Seit Alters her gibt es Menschen, welche die Wirkungen von Pflanzen auf die menschliche Gesundheit erforschen und so Heilmittel für Krankheiten zu finden versuchen. Vermutlich wurde auch der Nussbaum schon früh als Heilpflanze entdeckt. Sicher ist, dass bereits die mittelalterlichen Heilkundigen aus Pflanzenteilen des Nussbaumes Medizin hergestellt haben. Auch in unserer Zeit wird seine Heilwirkung von Naturheilkundlern noch immer geschätzt.

Die Bedeutung

Unsere Vorfahren haben dem Nussbaum eine viel grössere Bedeutung beigemessen, als wir das heute tun.

Die Alten Römer nannten die Nüsse „jovi glans“, was soviel bedeutet wie, „Eicheln des Jupiter“. Für sie waren die schmackhaften, ölreichen Früchte „göttlich“. Der heutige wissenschaftliche Name des Baumes zeugt noch von der einstigen Hochachtung: Juglans regia, lautet er, was man ungefähr mit „Königliche Frucht Jupiters“ übersetzen kann.
Durch ihre majestätische Erscheinung und den ergiebigen Fruchtertrag, ist die Walnuss für den Menschen seit alters her von großer Bedeutung. Sie wurde mit Königswürde und Fruchtbarkeit in Verbindung gebracht. Bereits in der römischen und griechischen Mythologie galt die Walnuss als Speise der Götter.

Den Kelten galt der Walnussbaum als Symbol für die Blütezeit, die Zeit, vor dem alljährlichen Kräftelassen und absterben der Natur. Er war ein Zeichen für die Suche nach dem Beständigen, Unvergänglichen, dem Ewigen.

Die Germanen weihten die Nüsse Fro, der Göttin der Liebe und des Erntesegens. Alten Erzählungen zufolge, galt die Walnuss aber stets als Liebesorakel. Zur Ehe entschlossene Liebespaare beispielsweise legten zwei Walnüsse ins Herdfeuer. Blieben die Nüsse in der großen Hitze beieinander, schloss man auf eine gute Ehe. Flogen sie aber krachend auseinander, stand eine turbulente Ehe ins Haus.

Im Christentum gibt es verschiedene (Be) Deutungen. So soll der Kern das süße Fleisch Christi symbolisieren, das zuvor in der Schale von Marias Schoß gewachsen war. Manch einer sah in der scharf schmeckenden Hülle die bitteren Leiden Jesu, und in der harten Schale das Holz des Kreuzes das ihm das ewige Leben ermöglichte. Gerade aber wegen des etwas erotischen Aussehens des „Nussembryos“ und der Verbindung zur Fruchtbarkeit, sahen manche Christen in der Walnuss jedoch auch das Zeichen der Wollust und der Sünde. So warnten sie davor, dass auf jedem Blättchen ein Teufel wohne, der mit Hexen unter den Bäumen Liebesorgien feierte.
Aber auch als sogenannter „Hausbaum“ lieferte die Walnuss schon immer gute Dienste. Möglichst nah ans Haus gepflanzt, vertreibt sie Insekten, wie Mücken und Fliegen von Haus und Hof.Mit grünen Walnussblättern wurde in früheren Zeiten Ungeziefer aus Kleiderschränken und Betten ferngehalten. Ein Walnussbaum am Hundezwinger vertreibt Flöhe und andere Parasiten.

Heilwirkung der Blätter

Die Laubblätter des Nussbaumes können aufgrund ihres Gerbstoffgehaltes in Form von Bädern oder Umschlägen äusserlich bei leichten Hautentzündungen oder gegen übermässige Schweissabsonderung der Hände und Füsse verwendet werden. Ausserdem führt Walnussblättertee zu rascherem Abklingen von Reizungen oder Entzündungen der Magen- und Darmschleimhaut. So wird er auch bei Durchfallerkrankungen verwendet. Die Wirkung beruht auf der adstringierenden Eigenschaft der Gerbstoffe. Sie lösen ein Zusammenziehen der Schleimhäute und Wunden aus. Dies geschieht, indem die Gerbstoffe mit den Proteinen des entzündeten Gewebes reagieren und sie so vor giftigen Substanzen schützen. Es gibt auch Inhaltsstoffe mit bakteriziden und fungiziden Eigenschaften.
Weiter wird den Blättern eine allgemein reinigende Wirkung zugeschrieben. Ausscheidungsorgane (Leber, Niere, Blase, Darm, Haut) werden angeregt, und die im Körper eingelagerten Giftstoffe leichter ausgeschieden. So erstaunt es nicht, dass Baumnussblättertee auch bei Gicht und bei Hautkrankheiten mit innerer Ursache (so zum Beispiel bei Akne oder Ekzemen) sowie zur Blutreinigung empfohlen wird.

Heilwirkung der Blüten

In der Bachblütentherapie wird die Walnuss bei Verunsicherung und Wankelmut sowie bei leichter Beeinflussbarkeit durch Mitmenschen, Medien und Umwelt verabreicht. Sie soll den Betroffenen helfen, ihren Weg zu gehen und sich selber treu zu bleiben. Wenn sich eine grundlegende Veränderung im Leben anbahnt, kann die Walnussblüte helfen, “den Durchbruch zu schaffen“, den Zweifel abzulegen und den Schritt, zu dem man sich entschlossen hat, zu wagen.
Das Aufbrechen der Schale versinnbildlicht den Durchbruch der Nuss geradezu!

Blätter und Blüten

Seine Blätter sind unpaarig gefiedert, mit fünf bis neun meist ganzrandigen Teilblättern. Sie verströmen eine würzigen Geruch, der ein wenig an Lorbeerblätter erinnert.
Der Nussbaum bildet nicht – wie sonst bei den meisten Pflanzen üblich - zwittrige Blüten aus, sondern eingeschlechtige. Wobei jeder Baum beide Geschlechter auf sich vereint. Man spricht hier also von Einhäusigkeit. Die männlichen Blüten wachsen als sogenannte Kätzchen aus Knospen am vorjährigen Holz. Die Weiblichen stehen zu zwei bis dreien an den Spitzen der neuen Triebe. Für die Bestäubung sind nicht Insekten zuständig, sondern der Wind. Das ist auch besser so, denn viele Insekten werden vom Geruch, der von Nussbaumlaub ausgeht, vertrieben.

Wurzeln

Der Nussbaum hat ein sehr weitreichendes Wurzelsystem besonders im Bereich der Bodenoberfläche. Die Hauptwurzel ist kräftig und reicht tief in den Boden hinein.
Standortansprüche Der Nussbaum liebt frische, nährstoffreiche, tiefgründige, eher lockere, nicht zu kalte Böden mit gutem Wasserabzug. Ungeeignet sind sandige oder schwere, tonige Böden. Er bevorzugt leicht alkalische Verhältnisse, seine Toleranzamplitude reicht aber von pH6 bis 8. Eine zu basische Bodenreaktion ist ebenfalls unerwünscht, da sie zu Chlorose führt. Ausreichende Wasserversorgung ist besonders von Mai bis September sehr wichtig, da zu dieser Zeit die Fruchtbildung stattfindet. Allerdings gedeihen wilde Nussbäume zum Teil auch auf eher trockenem Boden.
Viel Licht und Wärme sind neben der ausreichenden Feuchtigkeit die wichtigsten Standortfaktoren für den Nussbaum. Er ist empfindlich auf Spätfröste. Auch sehr kalte Winter (unter –30°C) setzten den Bäumen zu und können zu Holzschäden in Form von Frostrissen führen. In den strengen Wintern von 1928/29, 1956/57 und 1986/87 sind viele, vor allem jüngere Bäume erfroren, ältere erlitten oft Teilschäden. Eine Vegetationszeit von mindestens 180 Tagen muss gewährleistet sein.
Die bevorzugte Exposition ist Süden oder Südwesten. Halbhanglagen sind vorteilhaft, da die Kaltluft so abfliessen kann (keine Frostlöcher). Der Nussbaum möchte windgeschützt stehen und braucht genügend Kronenfreiheit.